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19.12.2012 | Deutschlandradio
Brüssel schlägt neue Tabakregeln vor
EU plant Verbot von Menthol- und Slim-Zigaretten
 

 


 

EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg will heute neue Regeln für Zigaretten und ihre Verpackungen vorlegen. Die schlankeren Slim-Zigaretten möchte der EU-Kommissar ebenso vom Markt verbannen wie Geschmacks- oder Zusatzstoffe. Die Industrie wehrt sich gegen die Vorschläge.

Neben großflächigen Warnhinweisen wie "Rauchen tötet" auf den Packungen sehen die Pläne laut Entwurf auch das Verbot von Geschmackszusätzen wie etwa Menthol vor. Die Begründung: Die Kommission will verhindern, dass sie den Geruch und Geschmack des Tabaks überlagern - und somit auch Menschen zur Zigarette greifen, die Tabak eigentlich gar nicht mögen.

Auch die Zugabe von Vitaminen, Koffein, Taurin oder Farbstoffen in Zigarettentabak soll verboten werden. Weiter will der EU-Gesundheitskommissar Tonio Borgdie schlankeren Slim-Zigaretten vom Markt verbannen. Vorgeschrieben wird , dass der Durchmesser der Zigaretten nicht kleiner als 7,5 mm sein darf. 

Vom Tisch sind dagegen Vorschläge, die Gestaltung der gesamten Packungsoberfläche vorzugeben und das Markenlogo zu verbieten. Rauchwaren sollen zudem weiterhin öffentlich sichtbar in Läden platziert werden dürfen. DerLutschtabak Snus soll weiterhin nur in Schweden erlaubt bleiben.
 

Überarbeitung der europäischen Tabakgesetzgebung heftig umstritten

Nach einem Entwurf des Gesetzesvorschlags sollen Warnungen wie "Rauchen tötet" künftig 75 Prozent der Vorder- und Rückseite der Packung ausmachen. Für die Markenlogos bleibt somit entsprechend weniger Platz übrig. Die Industrie wehrt sich gegen die Vorschläge, weil sie um die Unterscheidbarkeit ihrer Marken fürchtet.


Die für die Vorschläge zuständige EU-Kommission hatte die Präsentation ihrer Pläne immer weiter verschoben. Mitte Oktober war der bisherige EU-GesundheitskommissarJohn Dalli wegen Bestechungsvorwürfen zurückgetreten. Das schwedische Tabakunternehmen Swedish Match hatte sich beschwert, dass ein Unternehmer aus Malta aufgrund seiner Kontakte zu Dalli versuchte, den Gesetzesentwurf der EU-Kommission zu Tabakprodukten zu beeinflussen. Daraufhin wurden Ermittlungen gegen Dalli eingeleitet. 

"Dass sich ein EU-Kommissar hier versucht haben soll zu bereichern, halte ich für ziemlich an den Haaren herbei gezogen", sagte die EU-Abgeordnete Ingeborg Gräßle (CDU) im Deutschlandradio Kultur. Die Tabaklobby habe hier versucht mit allen Mitteln an einen Politiker heranzukommen. "Am hinteren Ende hing der Dalli wie in einem Nest fest und hatte gar keine Chance mehr", so Gräßle weiter. Das Ganze sei ein Skandal.
 

Gesetz kann bis zu zwei Jahren dauern

EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg hat für die geplante Verschärfung der EU-Tabakrichtlinie die Rückendeckung der größten Fraktion des Europaparlaments. "Wir denken, dass der Vorschlag ausgewogen ist", sagte der Parlamentarier Peter Liese von den Christdemokraten in Brüssel. Seine Fraktion werde im Gesetzverfahren prüfen, ob die Gefahren des Passivrauchens für kleine Kinder noch mehr hervorgehoben werden könnten, sagte Liese. 

Der SPD-Gesundheitspolitiker Matthias Groote sagte, er sei "vollkommen offen" für ein Verbot bestimmter Inhaltsstoffe. Zurückhaltender sei er, was das Thema Verpackung angehe. Zigaretten seien im Moment ein legal zu erwerbendes Produkt. Man müsse sich die Frage stellen, inwieweit es hier Reglementierungen geben könne, so Groote weiter.

Bevor die Vorschläge Gesetzeskraft erlangen, müssen die Regierungen der EU-Staaten und das Europäische Parlament darüber entscheiden. Der Prozess könnte bis zu zwei Jahre dauern.

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