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04.05.2012 | Bundesregierung
Europäische Rentensysteme zukunftssicher machen
 

 

Die Europäer leben immer länger. Was an sich eine erfreuliche Tatsache ist, hat auf die Rentensysteme eher Besorgnis erregende Auswirkungen: So entfielen im Jahr 2008 in derEU auf einen Bürger beziehungsweise eine Bürgerin im Alter von 65 und mehr Jahren noch vier Menschen im erwerbsfähigen Alter. Nach Prognosen von Experten werden jedoch bis zum Jahr 2060 nur noch zwei Erwerbsfähige einem Ruheständler oder einer Ruheständlerin gegenüber stehen.

"Europa ist auf dem Weg zum langen Leben"

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen erklärte dazu im Deutschen Bundestag, Europa sei "insgesamt ein Kontinent auf dem Weg zum langen Leben. Darauf müssen wir reagieren." Wer sich der Wirklichkeit nicht stelle, ruiniere seine Sozialsysteme.
Ebenso wie die Bundesregierung sieht auch die Europäische Kommission die Notwendigkeit, das Thema "Renten und Pensionen" mit neuem Denken anzugehen.

Zwar kann die EU den Mitgliedstaaten in der Rentenfrage nichts vorschreiben. Aber laut Artikel 153 des Vertrages über die AEUV "unterstützt und ergänzt die Union die Tätigkeit der Mitgliedstaaten" in sozialpolitischen Fragen.

Europäische Kommission regt Reformen an

Daher veröffentlichte die EU-Kommission im Februar 2012 ein Weißbuch zu angemessenen, sicheren und nachhaltigen Renten und Pensionen. Viele der Vorschläge, die dort gemacht werden, dürften den Deutschen bekannt vorkommen:

  • Die Kommission will die Mitgliedstaaten ermutigen, auf eine längere Lebensarbeitszeit hinzuwirken. Es gelte, das Ruhestandsalter an die Lebenserwartung zu koppeln, die Voraussetzungen für einen vorzeitigen Ruhestand anzuheben sowie die Ungleichheit von Männern und Frauen beim Renten- und Pensionsbezug zu verringern.
  • Ältere Arbeitnehmer sollen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Das erfordere eine Anpassung von Arbeitsplatz- und Arbeitsmarktpraxis. Um älteren Arbeitskräften einen Arbeitsplatz zu bieten, soll auch der Europäische Sozialfonds genutzt werden.
  • Weitere Vorschläge gelten den privaten Zusatz-Vorsorgesystemen sowie der betrieblichen Altersversorgung.
  • Darüber hinaus gelte es, die Angemessenheit, die langfristige Finanzierbarkeit sowie die Sicherheit der Renten und Pensionen einem steten Monitoring zu unterziehen und die Renten- und Pensionsreformen in den Mitgliedstaaten zu unterstützen.

Auf diese Notwendigkeiten wies auch EU-Arbeits- und Sozialkommissar László Andor im März bei einer Konferenz des Handelsblatts in Berlin hin. Damit auch die junge Generation später eine sichere Rente habe, müssten die EU-Staaten heute ihre Rentensysteme dem demografischen Wandel anpassen, betonte er.

Lob für deutsche Reformen

Zugleich lobte Andor die Reformen, die in Deutschland bereits umgesetzt worden seien. So habe die Bundesregierung das gesetzliche Renteneintrittsalter auf 67 Jahre heraufgesetzt. Auch gebe es verschiedene Formen der Zusatz- und Betriebsrenten.

 

Daher sei Deutschland eines der wenigen EU-Länder, denen die EU-Kommission 2011 keine weiteren Empfehlungen für die Rentenreformen übermittelt habe.

 

Europäisches Jahr des aktiven Alterns

Die EU-Kommission hat das Jahr 2012 zum Europäischen Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen ausgerufen. Da dreht sich alles um die Rolle älterer Menschen in der Gesellschaft. Auch hier ist ein wichtiger Aspekt die steigende Lebenserwartung und die damit einhergehende Notwendigkeit, das Renteneintrittsalter heraufzusetzen.

Eurobarometer zum Thema "Aktives Altern"

Das "aktive Altern" steht auch im Mittelpunkt einer von der EU-Kommission in Auftrag gegebenen Eurobarometer-Umfrage.

Daraus geht unter anderem hervor, dass europaweit die Befragten bis zu einem Alter von 61,7 Jahren bereit wären, ihren jetzigen Beruf auszuüben. Die Deutschen würden sogar bis zu einem Alter von 63,3 Jahren in ihrem Beruf tätig bleiben wollen.

Europaweit wären 33 Prozent der Befragten bereit, über das Renteneintrittsalter hinaus einer Arbeit nachzugehen, in Deutschland wären es 37 Prozent.

Allerdings fehlt es noch vielfach an der Einsicht, dass eine Anhebung des Renteneintrittsalters notwendig ist. Eher positiv sehen dies in Deutschland nur 27 Prozent, europaweit immerhin 33 Prozent der Befragten. Dagegen stehen in Deutschland 70 Prozent der Befragten einem höheren Renteneintrittsalter ablehnend gegenüber; europaweit sind es "nur" 60 Prozent. Da scheint noch einiges an Überzeugungsarbeit notwendig zu sein.

Jüngere eher zu längerer Lebensarbeitszeit bereit

Ein differenzierteres Bild zeichnet eine Umfrage der Hamburger Sparkasse (Haspa Trendbarometer 2011). Dort wurde nach der Bereitschaft gefragt, bis zum Jahr 2060 ein Renteneintrittsalter von 69 Jahren ins Auge zu fassen.

Auf den ersten Blick lehnt dies eine breite Mehrheit von 61 Prozent ab. Werfen wir aber einen Blick auf die Altersstruktur der Befragten: Da zeigt sich, je jünger die Befragten sind, desto größer ist die Zustimmung. Von den 18- bis 29-Jährigen wären bereits 44 Prozent bereit, unter Umständen bis 69 zu arbeiten. 
Diese Aufgeschlossenheit der jungen Erwerbsfähigen gegenüber einem späteren Renteneintritt zeigt einen ermutigenden Trend auf.

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