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29.11.2011 | HIV positiv leben
SHE - erstes europäisches Selbsthilfeprogramm nur für HIV - positive Frauen
 

 

HIV-positive Frauen in Europa

Weltweit sind die Hälfte der 33 Millionen Menschen mit HIV/AIDS Frauen, die meisten von ihnen sind junge Frauen zwischen 15 und 24 Jahren.1 Der größte Teil lebt im südlichen Afrika, aber auch in Europa nimmt die Zahl der HIV-positiven Frauen zu: Im Jahr 2008 betrafen bereits ein Drittel der HIV-Neudiagnosen Frauen.2 In den einzelnen europäischen Ländern variiert der Anteil der Frauen von 18% in Deutschland bis zu 34% in Italien (Abb.). In Europa stammt ein Großteil der HIV-positiven Frauen aus Höchprävalenzländern. Wie hoch der Anteil der Migrantinnen in den einzelnen europäischen Ländern ist, hängt ab von der Geschichte des Landes als Kolonialmacht und Einwanderungsland, der HIV-Epidemie im Land und den Herkunftsländern sowie dem Gesundheits- und Sozialsystem.3 HIV-positive Frauen haben sich meistens über heterosexuellen Geschlechtsverkehr mit HIV infiziert.

Es gebe nur wenige frauenspezifische Ansätze, die die Unterschiede zwischen HIV-infizierten Frauen und Männern, aber auch soziales Stigma von und Gewalt gegen Frauen adressieren, betonte Prof. Jane Anderson, Direktorin einer Londoner HIV-Klinik und eine der Vorsitzendenden des von Bristol-Myers Squibb unterstützten Programms SHE (Strong, HIV positive, Empowered Women). Und trotz der Fortschritte in der Behandlung und Prognose von HIV gebe es nach wie vor zu wenig frauenspezifische Daten rund um die HIV-Infektion bei Frauen, beklagte Anderson. Das zeige sich auch daran, dass HIV-Therapieleitlinien Frauen außer beim Thema Schwangerschaft nicht extra berücksichtigen, obwohl es für die HIV-Therapie klinisch relevante Unterschiede zwischen Frauen und Männern gebe. Anderson zufolge müssen bei einer HIV-Infektion alle Lebensphasen der Frau - Kindheit, Adoleszenz, gebärfähiges Alter und Menopause - berücksichtigt werden.

Frauen sind anfälliger für HIV

Silvia Petretti von der englischen Patientenorganisation „Positively UK“ und Mitglied im Vorstand von SHE, hob hervor, dass die HIV-Epidemie auch durch die Unterschiede und Ungleichheit von Frauen und Männern getrieben wird. So ist beispielsweise das Risiko für Frauen, sich beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr mit HIV zu infizieren, zweimal höher als für Männer.4 Und ein niedriger sozialer Status und ökonomische Abhängigkeit von Männern verhindern, dass Frauen den Gebrauch von Kondomen einfordern und sich gegen ungeschützten Sex wehren können.4

Hilfe zur Selbsthilfe

Das Patientinnen-Selbsthilfeprogramm SHE wurde initiiert, um die Lücke zwischen dem Wissen der Mediziner und dem der HIV-infizierten Frauen zu füllen, berichtete Petretti. Das Programm basiert auf dem „Peer Support“-Modell: Betroffene (peers), die sich bereits intensiv mit ihrer Erkrankung auseinandergesetzt haben, tauschen ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit anderen Betroffenen aus (support). Bei SHE helfen erfahrene HIV-positive Frauen (Peer-Frauen) anderen HIV-positiven Frauen, sich  mit der Erkrankung auseinander zu setzen. Und sie vermitteln Wissen über HIV, damit die Frauen besser mit Ärzten und Mitarbeitern des Gesundheitssystems kommunizieren können. Aber auch die HIV-Behandler profitieren nach den Worten von Petretti von SHE, denn informierte HIV-Infizierte verstehen die Therapie besser und somit auch die Notwendigkeit einer guten Adhärenz.

Das Programm

Thandi Haruperi von der europäischen Patientenvertreter-Gruppe (European Aids Treatment Group, EATG) stellte das Handbuch für die Peer-Frauen vor, das in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Komitee von SHE und HIV-positiven Frauen entstanden ist. Gegliedert ist das Informationsmaterial in neun Abschnitte zu den Themen Diagnose, Anonymität, Sexualität und Beziehungen, lokales Gesundheitssystem, Leben mit HIV, Frauen und antiretrovirale Therapie sowie HIV-positive Frauen und Menschenrechte. Je nach Land werden die Peer-Frauen für HIV-positive Frauen beispielsweise in HIV-Schwerpunktpraxen, Kliniken, Gesundheitsämtern und Selbsthilfe-Gruppen als Ansprechpartnerin und Begleiterin zur Verfügung stehen. Zusätzlich wird eine Internetseite in mehreren Sprachen entstehen, auf der das Selbsthilfe-Programm umfassend vorgestellt wird. Das SHE-Programm startet in Deutschland im Jahr 2012.

Quelle: Pressekonferenz Bristol-Myers Squibb. „SHEStrong, HIV positive,Empowered Women“ am 19. Juli 2011 im Rahmen des 6th International Aids Society (IAS) Conference on HIV Pathogenesis, Treament and Prevention, 17.-20. Juli 2011 in Rom/Italien.

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